Warum führen Unternehmen einen Corporate Newsroom ein?
Die Komplexität der externen und internen Kommunikation ist für Unternehmen in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Die größte Herausforderung im Bereich der Corporate Communications? Eine auf allen Kanälen konsistente Kommunikation sicherzustellen.
Das Konzept hinter dem Corporate Newsroom verspricht, diese Herausforderung zu lösen, indem es alle in einem Raum bringt: externe und interne Unternehmenskommunikation, PR, HR, Marketing, Customer Service, Social Media und andere Bereiche, die mit Kommunikation in einem Unternehmen zu tun haben. So soll die kanal- und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit aller Teams verbessert werden.
Doch müssen sie wirklich „in einen Raum“ gebracht werden? Unsere Beispiele zeigen: Nein.
Obwohl die meisten als erstes an das Schaffen eines Großraumbüros denken, sobald der Begriff Corporate Newsroom fällt, geht das Konzept auch ohne räumliche Zusammenlegung auf. Denn bei dem Newsroom-Konzept geht es primär um eine Veränderung der Denkweise – nicht unbedingt um die örtliche Veränderung.
Die besten Corporate Newsrooms in DACH
Die sich stetig verändernden Rahmenbedingungen für und die steigenden Anforderungen an die Unternehmenskommunikation und das Marketing haben inzwischen viele Unternehmen zu einer strukturellen Veränderung veranlasst: Sie haben einen eigenen Corporate Newsroom oder ein Corporate Media House aufgebaut.
Alles zu diesem Organisationsmodell und viele Praxisberichte finden Sie im Handbuch Corporate Newsroom.
Und hier kommen nun einige der besten Corporate Newsrooms in Deutschland, Österreich und der Schweiz:
Apetito
Zehn verschiedene Planungsrunden pro Monat, in denen immer wieder über dieselben Dinge gesprochen wurde. Gleichzeitig der Druck, Themen schnell umsetzen und immer mehr Kanäle bedienen zu müssen. Die Impulse für den Wandel kamen – im Sommer 2019 – aus unterschiedlichen Richtungen, aber vor allem von denjenigen, die beim Verpflegungsspezialisten apetito mit den Themen und dem Content unmittelbar zu tun haben.
Dabei wurde den verantwortlichen Kommunikator*innen wie Ruth Fislage schnell klar, dass dies keine Abteilung allein schaffen konnte. „Stattdessen wollten wir übergreifend denken, das Silodenken aufheben und die Themen mit geballter Power angehen“, sagt die Leiterin Unternehmenskommunikation & PR.
Ihre Kollegin Verena Koordt, Managerin Unternehmenskommunikation & PR, vermisste vor der Newsroom-Einführung die strategische Herangehensweise in der Kommunikation: „Teilweise wusste die linke Hand nicht, was die rechte tut. Das führte dazu, dass wir gleichzeitig an denselben Themen aber mit unterschiedlichen Botschaften gearbeitet haben. Durch unseren Weg werden wir fokussierter, können Kräfte und Ressourcen bündeln“, berichtet sie von der Newsroom-Einführung, an deren Beginn das Einholen von Inspirationen in anderen Unternehmen stand.
Wie es danach weiterging, verrieten uns Ruth Fislage und Verena Koordt im Interview.
Bankenverband
Der Bankenverband (Bundesverband deutscher Banken e.V.) mit Sitz in Berlin ist eine Interessenvertretung der privaten Banken Deutschlands. Zu den Kernaufgaben des Bankenverbands zählt dabei unter anderem die Mittlerfunktion zwischen Banken und Politik, Banken und Bankenaufsicht sowie Banken und Gesellschaft.
Im September 2018 hat der Bankenverband einen Newsroom eingeführt. Seither arbeiten Inhalts- und Kanalverantwortliche nicht nur zusammen, sondern sitzen auch in einem Raum. Dieser wurde im Sommer 2021 erweitert und modernisiert. Oliver Santen, Head of Communications, sagte dazu im PR Report: „Wir werden auch künftig mehr virtuell arbeiten, aber es kann nicht der Weg sein, dass wir uns weiter oder wieder alle nur in unsere Einzelzimmer verziehen.“
Um die Investition in einen physischen Newsroom zu rechtfertigen, müsse dieser aber auch über gewisse Mehrwerte verfügen. „Neben dem sozialen Austausch muss es die Technik und die Ausstattung haben, die ich zu Hause nicht habe: Video- und Podcast-Produktion, Ton, Licht, Schneiden, große Screens,“ erläutert Santen.
BMW Group
Der Newsroom des Münchner Automobilkonzerns trägt den Namen BMW Group Corporate Media House. Es entstand im Jahr 2021 aus dem bereits vorhandenen Editorial Hub.
Mit eigenen Einheiten für Redaktion, Produktion, Planung sowie Media- and Data-Analytics koordiniert das Media House die globale Kommunikation. Es entwickelt das strategische Storytelling, erstellt Basis-Content und orchestriert die Maßnahmen in den Märkten. Und nicht nur die Themen und Inhalte gilt es zu managen, sondern auch die Comms-Teams. In Deutschland beschäftigt BMW rund 200 Kommunikator*innen, weltweit sind es etwa 500.
Bei all dem verfolgt BMW einen integrierten Kommunikationsansatz, der externe und interne Kommunikation gleichermaßen im Blick hat. Die weltweit fast 150.000 Mitarbeitenden werden für die Unternehmenskommunikation dabei immer wichtiger, wie Alexander Bilgeri, Vice President Communications, Human Resources, Production, Purchasing and Sustainability, in einem Interview mit Horizont (nach Registrierung kostenlos zu lesen) betont: „Die [Mitarbeitenden] wirken übrigens auch als Multiplikatoren für unser Unternehmen – im echten Leben und über Social Media.“
Das Media House selbst bezeichnet Bilgeri in diesem Interview als „zentrale Drehscheibe für Information“, die für „crossmediales Denken und die Verschmelzung von interner und externer Kommunikation“ sorgt. Auf den Begriff Newsroom verzichtet man bei BMW bewusst. Es solle nicht der falsche Eindruck entstehen, dass eine zentrale Redaktion eigenständig und losgelöst Themen entwickelt. Diese kommen stattdessen von den Themen-Ownern und müssen eine Relevanz für die Kanäle und Zielgruppen aufweisen. Das Media House nimmt dabei die „Kanal- und Übersetzungsverantwortung“ ein.
Bundesverkehrsministerium
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) informiert über Themen zu Verkehr, Mobilität und digitaler Infrastruktur.
Im September 2018 hat das Bundesverkehrsministerium in Berlin einen Newsroom eingerichtet und ihn auf den Namen „Neuigkeitenzimmer“ getauft. In den ersten Jahren prägten vor allem Wolfgang Ainetter und Naïs Désirée Graswald den ersten Newsroom einer Bundesbehörde. Den Begriff Neuigkeitenzimmer kassierte Volker Wissing zwar wieder ein, der Newsroom-Gedanke dürfte aber mittlerweile fest verankert sein. Die Verantwortlichen für Pressearbeit, digitale Kommunikation, Social Media, Reden und Texte, Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen sowie für die Produktion von Bild- und Video-Content arbeiten im Behörden-Newsroom eng zusammen.
DATEV
DATEV ist ein Softwareanbieter und IT-Dienstleister, der eine spezielle Buchhaltungssoftware für steuerberatende Berufe entwickelt hat. Seit Sommer 2015 arbeitet die Unternehmenskommunikation dort in einem Newsroom, der vor allem Silos zwischen den Abteilungen und Kanälen abbauen sollte.
Um das zu erreichen, wurde eine Organisation nach Themen und Medien vorgenommen, ein Strategie-Team gebildet, neue Stellen geschaffen und zwei Chefs vom Dienst (CvDs) ernannt. Außerdem wurden eine täglich stattfindende Lagebesprechung und eine wöchentliche Redaktionskonferenz sowie ein Planungstool eingeführt.
Obwohl die Räumlichkeiten nicht verändert wurden, hat sich die Art und Weise der Arbeit doch gewandelt. So wird nun strikt nach Themen und Medien getrennt. Das heißt, an Themendesks arbeiten Redakteur*innen und erstellen Inhalte für unterschiedliche Kanäle, an den Mediendesks werden die erstellten Inhalte um kanalspezifische Charakteristika ergänzt und veröffentlicht. Zur Newsroom-Einführung gab Christian Buggisch dem PR Report bereits 2017 ein Interview, das hier zu lesen ist.
Debeka
Die Debeka ist eine deutsche Versicherungsgruppe mit Sitz in Koblenz und setzt in der Unternehmenskommunikation schon lange auf das Newsroom-Modell. Die Abteilung Konzernkommunikation ist für die integrierte – also interne und externe – Kommunikation zuständig. Sie ist in zwei Gruppen aufgeteilt: Newsroom und visuelle Kommunikation, also Grafik und Design.
Als Abwandlung des klassischen Newsroom-Modells sind die Themenverantwortlichkeiten bei der Debeka nicht personell zugewiesen. Die Kanal- oder Medienverantwortlichen fungieren gleichzeitig als Themenmanagerinnen. Sie teilen ihre Recherchen mit den Kolleginnen, die sie anschließend zielgruppengerecht und kanalspezifisch aufbereiten – ein themenzentrierter, crossmedialer Ansatz.
Diese Themen entstehen nicht nur im Newsroom, sondern auch in enger Abstimmung mit dem Vertrieb, der wiederum einen Vertreter in das Strategieteams des Newsrooms entsendet. Der Chef vom Dienst dient als Bindeglied zwischen Strategie, Themen und Kanälen.
Mehr über den Newsroom der Debeka und der Nürnberger Versicherung erfahren Sie in der Aufzeichnung unseres Webinars „Newsrooms bei Versicherungen“.
Deutsche Bank
Die Planung des Newsrooms der Deutschen Bank begann 2016 und bis zur Einführung dauerte es rund ein Jahr. Treibende Kraft waren Konzernsprecher Jörg Eigendorf und der spätere Head of Newsroom Ralf Drescher.
Im physischen Newsroom arbeiten rund 30 Personen: vom Media-Monitoring über Social Media, das Editing-Team, Grafik, interne und externe Kommunikation bis hin zu Kommunikator*innen aus den Geschäftsbereichen. In der Praxis umfasst der Newsroom aber viel mehr Menschen – in den Fachbereichen und an den Standorten weltweit. Dabei wird der Newsroom nicht als abgeschlossene Abteilung verstanden, sondern als ein Konzept und ein Forum.
Auch die interne Kommunikation wird aus dem Newsroom heraus gesteuert. Dabei gilt: Top-down war gestern. Interne Kommunikation dreht sich heute viel mehr um persönliche Geschichten, Interaktion und Dialog. Dazu hat die Deutsche Bank verschiedene Plattformen und Formate für die Mitarbeiterkommunikation, wie etwa ein Social Intranet, etabliert.
„Für die interne Kommunikation ist der Newsroom ein Riesengewinn“, sagt Ralf Drescher, der uns im Interview spannende Einblicke in den Newsroom der Großbank gegeben hat. On top gibt es drei Tipps für Unternehmen, die ihre interne Kommunikation aus dem Newsroom heraus steuern möchten.
Deutsche Telekom
Die Deutsche Telekom ist der größte Anbieter für Telekommunikation in Europa. Dementsprechend hoch ist die Nachfrage nach digitalen Unternehmensauftritten oder Servicekanälen. Um diese Herausforderungen zu meistern, wurde die sogenannte Content Factory als projektbasierte Poolorganisation aufgesetzt.
Das heißt: Es wurden flache Hierarchien und offene Strukturen geschaffen, und eine Unterteilung in vier verschiedene Themenpools (Unternehmen, Personal, Produkte, IT) vorgenommen. In diesen Themenpools wird bereichs- und kanalübergreifend gearbeitet. Außerdem wird in der Content Factory mit einem eigens entwickelten Planungstool gearbeitet, in dem alles Relevante eingetragen wird. Auch eine tägliche Lagebesprechung sowie ein wöchentlicher Ausblick finden statt.
Eine Besonderheit bei der Telekom ist die Ausgestaltung der CvD-Rolle: Von diesen gibt es nämlich gleich fünf an der Zahl, darunter ein Teilzeitteam. Jede Woche hat eine andere Person als CvD den Hut auf. Die restliche Zeit gehen sie den angestammten Themen als Pressesprecher*innen nach. Laut Peter Kespohl, einer der CvDs, bleibe die Arbeit durch diesen wöchentlichen Wechsel besonders spannend.
ewz
Als ewz 2020 mit der Konzeption des Newsrooms begann, setzte man sich folgendes Ziel: „Gemeinsam wollen wir relevanter, integrierter, transparenter, schneller und vor allem wirkungsvoller nach innen und außen kommunizieren und dabei Synergien nutzen“. Jedem dieser Begriffe wurden sehr klare Ambitionen und Kennzahlen zugewiesen, um später den Erfolg messen zu können.
Beim Elektrizitätswerk der Stadt Zürich arbeiten heute die Abteilungen Marketing und Kommunikation sowie Media & Public Affairs mit Vertreter*innen aller Geschäftsbereiche und Agenturen plus dem ewz-Management deutlich enger zusammen. Der Newsroom und Staffbase Communications Control als zentrales Newsroom-Tool sorgen für eine effiziente Kollaboration.
Wie die Einführung des Newsrooms ablief, berichtet Esther Peter von ewz in dieser Case Study. Sie gibt dort außerdem drei heiße Tipps für alle, die einen Corporate Newsroom einführen wollen.
IKK classic
Die IKK classic ist die größte deutsche Innungskrankenkasse und die siebtgrößte deutsche Krankenkasse. Sie zählt 2,5 Millionen Mitglieder und 3,1 Millionen Versicherte.
Mitte 2018 hat die IKK classic in Zusammenarbeit mit der Content-Marketing-Agentur C3 Creative Code & Content eine Content-Marketing-Strategie inklusive eines integrierten Content-Ökosystems entwickelt.
LANXESS
Die LANXESS Aktiengesellschaft mit Sitz in Köln ist ein Spezialchemie-Konzern mit rund 13.200 Mitarbeitenden in 33 Ländern.
Bei LANXESS entschied man sich für den sogenannten „Newsroom Light“, ein Modell des Newsrooms, bei dem die Strukturen und Abläufe Schritt für Schritt eingerichtet werden. Denn der Aufbau eines Newsrooms braucht eine Menge Vorarbeit und sollte nicht unterschätzt werden. Außerdem kann im Newsroom Light bei Bedarf jederzeit eingegriffen und nachjustiert werden.
Das Ergebnis: Schon sehr schnell arbeiteten die eigenständigen Kommunikations-Disziplinen bei LANXESS enger zusammen als früher. Dieses Vorgehen einer schrittweisen Einführung bzw. eines Newsroom light bietet sich auch für andere Unternehmen an, die in kurzer Zeit eine spürbare Veränderung erzielen möchten.
Lufthansa Group
Wenn eine Unternehmensgruppe 550 Tochterunternehmen und Beteiligungsgesellschaften unter ihrem Dach vereint, kann man mit Fug und Recht von einem Multi-Brand-Newsroom sprechen.
In der Lufthansa Group sind einige Themen, wie etwa Nachhaltigkeit, für alle Marken von höchster Relevanz. Dann liegt es in der Verantwortung des Newsrooms, Botschaften zu definieren, Content bereitzustellen und dessen Veröffentlichung zu koordinieren. Andere Themen sind so speziell auf die jeweiligen Märkte und Zielgruppen ausgerichtet, dass die Kommunikator*innen weitgehend eigenständig agieren.
Die interne Kommunikation werde dabei immer wichtiger, erklärt Content-Stratege Michiel Bogaert. Nicht zuletzt da der Kranich seit fast drei Jahren permanent durch Krisen – von Corona bis Ukraine-Krieg – manövrieren müsse und dies selbstredend auch die Stimmung in der Belegschaft beeinflusst habe. Bereits heute seien bereits rund 70 Prozent der verbreiteten Kommunikationsmaßnahmen an interne Zielgruppen gerichtet.
Lesenswert: unser Interview mit Michiel Bogaert über den Lufthansa-Newsroom im Corona-Krisenmodus
Microsoft
Die Microsoft Corporation ist der größte Softwarehersteller der Welt sowie mit über 220.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 168 Milliarden Dollar (2021) eines der größten Unternehmen überhaupt.
Die Nachrichtenangebote für MSN, Bing und Edge sowie für diverse Apps kommen aus dem Berliner Newsroom von Microsoft. Bespielt werden dabei nicht nur die deutschsprachigen Angebote, sondern so gut wie ganz Europa.
Am Heiligegeistkirchplatz arbeiten rund 70 Mitarbeiter daran, Inhalte für zehn Länder in acht Sprachen zu erstellen.
Porsche
Bei Porsche sind die Kommunikationsabteilungen extrem vielfältig: Von der Produkt- und Technikkommunikation, über Politik und Außenbeziehungen, Finanzkommunikation, Investor Relations, bis hin zu Museum und Unternehmenskommunikation.
Der Wunsch nach einer zentralen Plattform, die sowohl aktuelle Nachrichten, als auch Hintergründe aus dem Unternehmen, multimediales Zusatzmaterial und Social-Media-Inhalte bündelt, brachte den Sportwagenhersteller dazu, einen Social Media Newsroom einzuführen.
Im Zuge des Newsroom-Konzepts liefern alle Kommunikationsabteilungen Input an eine zentrale Redaktion, die als Schnittstelle fungiert. Dort werden die Themen gesammelt, multimedial aufbereitet und auf den zuvor ausgewählten Kanälen veröffentlicht. Und das, was Porsche mit seinem Newsroom macht, kann sich sehen lassen. Denn es wurde nicht nur die redaktionelle Zusammenarbeit verändert, sondern auch ein Content-Portal für Liebhaber, Blogger und Journalisten geschaffen.
REWE Group / REWE International
Die REWE International AG ist eine in Wiener Neudorf ansässige Tochter der REWE Group. Sie ist verantwortlich für das internationale Handelsgeschäft der Gruppe, für Österreich, Italien sowie sieben Länder in Zentral- und Osteuropa. In Österreich gehören die Handelsfirmen BILLA, PENNY, BIPA und ADEG zum Unternehmen.
Im Zuge der Reorganisation von BILLA und MERKUR ab dem Jahr 2020 wurde auch die Unternehmenskommunikation für den Bereich Handel International neu aufgestellt. Gemeinsam mit PANTARHEI ADVISORS implementierte man ein „Corporate Media House“-Modell. Ines Schurin, damals Leiterin der Unternehmenskommunikation und Unternehmenssprecherin der REWE International AG, seit Juli 2022 Leiterin Unternehmenskommunikation der REWE Group, berichtet von diesem Prozess ausführlich im Interview, das hier zu lesen ist.
Sie erläutert unter anderem, warum sie in der Kommunikation mit den internen Stakeholder*innen bewusst auf den Begriff Newsroom verzichtet hat.
R+V Versicherung
Der Tag von Daniel Schnettler beginnt stets mit einem Blick in die Medienlandschaft. Der CvD im Newsroom der R+V Versicherung verschafft sich so einen Überblick über relevante Meldungen und prüft, ob alle geplanten Inhalte auf den internen und externen Kanälen veröffentlicht wurden.
Dann geht es in die Morgenrunde, in der alle Themen und Aufgaben des Tages mit dem Newsroom-Team besprochen werden. Es folgt Projektarbeit, die Redaktionsplanung für das Intranet und das Gegenlesen möglichst aller produzierten Inhalte.
Mehr über den Newsroom der R+V im Allgemeinen und über die Rolle des CvD im Speziellen gibt es im Interview mit Daniel Schnettler.
Siemens
Siemens ist ein integrierter, börsennotierter Technologiekonzern mit rund 311.000 Mitarbeitenden und in 190 Ländern vertreten. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Industrie, Infrastruktur, Mobilität und Gesundheitswesen. In Deutschland zählt Siemens zu den größten Arbeitgebern und unterhält neben seinen Hauptstandorten in Berlin und München 125 weitere Standorte in der Bundesrepublik.
Die Rollen im Siemens-Newsroom, der bereits 2012 als einer der ersten deutschen Corporate Newsrooms eingerichtet wurde, orientieren sich an der Konzernstruktur: Alle Vorstände haben eine feste Ansprechperson in der Kommunikationsabteilung. Von Beginn an setzte man auf einen integrierten Ansatz. Aus allen Kommunikationsteams, dem Marketing und weiteren Abteilungen sitzen Vertreter*innen im Newsroom.
Und auch die Mitarbeitenden wurden bei Siemens schon als Kommunikator*innen angesehen, als der Begriff Corporate Influencer*innen noch nicht so weit verbreitet war wie heute.
Swisscom
Die Swisscom AG ist das führende Schweizer Telekommunikationsunternehmen und eines der führenden IT-Unternehmen des Landes. Seit 2016 hat Swisscom in mehreren Schritten einen komplett integrierten Newsroom aufgebaut – als Drehscheibe für die interne und externe Kommunikation inklusive aller wichtigen Newskanäle. Dafür sind drei Bausteine wichtig: Daten, Prozesse und relevante Inhalte.
Bei Swisscom unterteilt die Unternehmenskommunikation die täglichen Themen nach Kategorien A (Megathema) bis D (die zentrale Kommunikation hält sich hier raus). Für bestimmte Themen gibt es sogenannte Themenowner, die sich ausschließlich um Themen wie beispielsweise 5G-Netz, Corporate Responsibility, Cloud-Dienste oder Human Resources kümmern. Der Chef vom Dienst (CvD) ist mit seinem Team für die Kommunikationsplanung verantwortlich.
voestalpine
Am Beispiel des österreichischen Stahl- und Technologiekonzerns voestalpine zeigt sich: Ein Corporate Newsroom unterliegt einem stetigen Wandel. Die Wurzeln des voestalpine-Newsrooms reichen zurück ins Jahr 2011, als das Mitarbeitermagazin der „Single Point of Content“ war. Als sich die Themen und Kanäle immer mehr ausweiteten, musste sich auch die Organisation transformieren.
Im Jahr 2015 wurden alle Kommunikationsdisziplinen (externe Kommunikation, Media Relations, Online und Social Media, Interne Kommunikation etc.) zu einer Newsroom-Redaktion zusammengefasst.
Über zwei weitere Evolutionsstufen erlangte der Newsroom seine heutige Struktur mit Head of Newsroom und Chefin vom Dienst, Themen- und Mediendesks sowie einem Production-Desk mit einem Production-Coordinator.
Im Detail beschreibt Stephanie Bauer diese Evolution und die Aufgaben der verschiedenen Rollen in diesem Interview.
Tellerrand: ein Blick auf Newsrooms in Medienhäusern
Das Newsroom-Modell stammt ja bekanntlich aus dem Journalismus. Daher ist es sinnvoll, ich immer mal wieder in Medienhäusern umzuschauen. Die redaktionellen Prozesse dort und in einem Corporate Newsroom gleichen sich heute in vielen Bereichen.
Deutsche Presse-Agentur (dpa)
Die Deutsche Presse-Agentur GmbH (dpa) ist Deutschlands größte Nachrichtenagentur. An etwa 150 Standorten im In- und Ausland beschäftigt sie rund 1.000 Journalist*innen.
Im Berliner Newsroom der dpa arbeiten rund 370 Beschäftigte. Von hier aus veröffentlicht die Nachrichtenagentur pro Tag rund 600 Meldungen im Basisdienst und durchschnittlich 1.000 Fotos.
Ippen Digital
Die Zentralredaktion der Ippen Digital ist ein Verbund lokaler und regionaler Medienhäuser aus ganz Deutschland. Klassische Ressorts wurden bei Ippen Digital weitgehend abgeschafft. Wirtschaft, Politik, Vermischtes – das war einmal. Für die Anforderungen moderner Newsroom-Arbeit hat man sich stattdessen eine neue Struktur verpasst. Die Aufgabe: digitalen Journalismus neu erfinden, ein Modell entwickeln, das sich wirtschaftlich trägt.
Diese Aufgabe lässt sich in Form eines Newsrooms bewältigen. Die Zentralredaktion von Ippen Digital unterteilt ihre Teams nach Funktionsbereichen. Sie heißen: „Home“ für die Platzierung der News auf der Website, „ZR“ für die Produktion der überregionalen Meldungen, „Lokal“ als Kontakt zu den Außenredaktionen und die regionalen Nachrichten, „SEO“ für die Suchmaschinenoptimierung sowie Info-Artikel zu Wahlen und TV- oder Sport-Events und „Video“ für die Produktion von Bewegtbildformaten.
RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND)
Das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) hat die Einrichtung seines Newsrooms im Jahr 2020 mit Bildern und einem Video dokumentiert.
Im Fokus steht die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Content-Teams von RND, Reisereporter und Sportbuzzer sowie Social Media-, SEO- und Video-Expert*innen, dem Data-Team, Business Units und Geschäftsführung. Das RDN ist die Redaktion für überregionale und internationale Inhalte der Madsack Mediengruppe in Hannover, produziert Inhalte für mehrere Dutzend regionale Tageszeitungen und für das selbst betriebene Nachrichtenportal www.rnd.de.
Rheinische Post
Die Rheinische Post ist eine regionale Tageszeitung und hat ihren Hauptsitz in Düsseldorf. Sie erreicht täglich rund 778.000 Leser.
Der Newsroom der Rheinischen Post verfügt unter anderem über ein, in Kooperation mit dem Dienstleister Converda, entwickeltes Tool: Das Listening Center. Dabei handelt es sich streng genommen nicht um eine einzelne Software, sondern um einen redaktionellen Prozess. Der Trick in einem Satz: Daten sammeln und die wichtigsten Informationen herauspicken. So können die Redakteure der Rheinischen Post Geschichten oft schneller als die Konkurrenz prüfen und veröffentlichen – und kommen an Storys heran, die sie ohne maschinelle Hilfe wahrscheinlich gar nicht erst gehabt hätten.
Mehr über den Newsroom der Rheinischen Post erfährst du hier.
sport1
sport1 ist eines der führenden Sportportale Deutschlands. Auf dem Fernsehsender dreht sich 24/7 alles um den Sport – mit Fokus auf Fuß-, Hand-, Basketball und Motorsport. Um dabei ein möglichst breites Publikum zu erreichen, muss über alle Kanäle hinweg, d.h. TV, Social Media, Webseite, App usw., eine orchestrierte Kommunikation der Inhalte erfolgen.
Um diesen Prozess so effektiv wie möglich zu gestalten, verfügt auch sport1 über einen modernen Newsroom, von dem aus sämtliche Kommunikationsmaßnahmen für TV, Online und Mobile geplant, erarbeitet, veröffentlicht und überwacht werden.
Wie bei einem Newsroom üblich, erfolgt eine Trennung nach Themen und Medien. So unterscheidet man zwischen TV und Online-Redakteur*innen, und wiederum Redakteur*innen, die die kanalspezifische Aufbereitung der Kommunikation für bestimmte Sportarten übernehmen. Gemeinsame Redaktionssitzungen und ein Redaktionssystem sorgen dafür, dass alle Beteiligten über die Kommunikationsaktivitäten der jeweils anderen im Bilde sind. So können Onlineredakteur*innen beispielsweise auch auf Informationen der TV-Redaktion zugreifen und deren Inhalte kuratieren.
Dabei setzte sport1 auf einen Newsroom im klassischen Sinn, denn die komplette Kommunikation wird von einem Großraumbüro aus gesteuert.
Das waren die besten Newsrooms in
DACH
Jetzt kennen Sie einige der besten Corporate Newsrooms in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Was sie alle gemeinsam haben, ist eine Veränderung der Arbeitsorganisation und ein Neudenken der bisherigen Strukturen, um die Zielgruppen mit noch besserem Content zu erreichen.
Das stellt Teams und Mitarbeitende vor große Herausforderungen, wenn es um die Organisation ihrer redaktionellen Prozesse geht. Die richtigen Tools und Beratungsleistungen sind hier der Schlüssel zum Erfolg.